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>MATRIX<

der codierte raum

Angelika Heinzl
Entwurfsarbeit, 2016/17
Architektur | Urbanistik  Wie kann Gesellschaft in Zukunft gestaltet werden? Welche Form von Politik kennzeichnet sie und wie sieht demnach Architektur aus? Große Versammlungsorte verleiten das Individuum, die Meinung der Masse zu adaptieren. Dies zeigt sich in Stadien sowie auf großen Plätzen, die für politische Großveranstaltungen – oft autokratischer Herrscher – genutzt werden. Die physisch gestaltete Form kann die, an einem Ort praktizierte, politische Form beeinflussen. Deshalb hat Architektur das Potenzial, das Geschehen an einem Ort zu manipulieren. Welchen Effekt würde eine Architektur mit konträren Eigenschaften auf die Gesellschaft haben, eine Architektur die das Individuum isoliert? Eine kleinteilige Struktur in der man – sich selbst überlassen – die Information, Idee und Meinung anderer konsumiert.   Matrix speichert und codiert Informationen, Ideen und Meinungen. Parallel dazu können die produzierten, audiovisuellen Inhalte auf Bildschirmen und Lautsprechern wiedergegeben werden. Dadurch bildet Matrix eine Plattform für die Themen einer Gesellschaft. Der isolierte Konsum von Informationen soll eine aktive Auseinandersetzung mit politischen Fragen fördern. Gleichermaßen können diese Inhalte direkt vor Ort und individuell produziert werden. Deshalb ist Matrix ein Mediengebäude, in dem von allen Teilen der Gesellschaft – frei zugänglich und partizipativ – Information generiert wird.   Genauso wie Information in Sprache oder Bild codiert ist, basiert auch die Architektur der Matrix auf einem Code. Dieser Code gestaltet den Raum in einer Weise, die die potenzielle Manipulation von außen minimieren soll. Während dem Gestaltungsprozess ist die architektonische Form zwar beeinflussbar, jedoch innerhalb eines Rahmens den die Matrix vorgibt. Neben dem Effekt, den eine räumliche Situation auf das Individuum hat, diskutiert Matrix deshalb Architektur als Medium zur Machtausübung. Die Architektur der Matrix soll gleichmäßig dicht und kleinteilig sein. Ausgehend vom Volumen eines Würfels setzt sich die Matrix aus zwei Bauteilen zusammen: Die Konstruktionselemente sind  –entsprechend der Seitenfläche und der diagonalen Fläche eines Würfels – mit 1,5 m und 2,1 m Seitenlänge definiert. Zwei aufeinander liegende Elemente ergeben eine Raumhöhe von 3 m. Die Einheit der Matrix erstreckt sich über ein Feld von 6 x 6 Würfel bzw. 9 x 9 Meter. Die Anordnung der Bauteile orientiert sich also an einem Raster, in dem sich Geschosse mit 1,5 m Höhenunterschied ergeben. Darüber hinaus basiert die architektonische Struktur der Matrix auf einem binären Code. Der Code gestaltet den Raum, indem er die Abfolge der Bauteile festlegt. Das Symbol „1“ bedeutet ein gebautes Element und „0“ signalisiert einen Leerraum. Außerdem bestimmt der Code die Anordnung und das Material der Bauteile: „x+1…“ gibt an, was im horizontal benachbarten Feld passiert, während „z+1...“ die vertikale Achse bestimmt. Die Zeile „< wenn … dann x+1 ≤ 3 >“ bedeutet, dass von einem bestimmten Element nicht mehr als drei Teile horizontal aneinander gereiht werden dürfen.  Hingegen gibt der Code „< wenn … dann z+1 = … >“ an, welches Element im darüber liegenden Feld platziert werden darf. Durch verschiedene Konstellationen der Bauteile entstehen kleine Räume, die – abhängig von ihrer Form – unterschiedliche Funktionen erfüllen: Treffen zwei Wände im rechten Winkel aufeinander, entsteht ein Bereich zur Wiedergabe von Informationen. Sind die Wandelemente in Form eines „U“ angeordnet, wird der Raum zum Aufzeichnen von Information genutzt. Um sich zwischen den Räumen bewegen zu können, ist in der Mitte der Matrix eine Plattform installiert, die sich konstant auf- und abwärts bewegt. Dieser Entwurf ist ein Ergebnis aus dem Entwurfsprojekt AGORA! Architektur und Politik.
>MATRIX< © Angelika Heinzl, 2017
>MATRIX< © Angelika Heinzl, 2017