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Pöstlingbergbahn

Dieter Aumann, Sebastian Bauschke, Haishan Deng, Zhen Gao, Christoph March, Florian Nimmervoll, Bernhard Rogler, Mathias Roher, Andreas Schnegg, Ying Tao, Marlene Traxler, Florian Ziller
Kooperationsprojekt | 2006
Industrial Design scionic®

Jede Einzelheit der Gestaltung und technischen Ausstattung erwog die Mannschaft sorgfältig, bis sie schließlich mehrere genau ausgearbeitete Varianten präsentierte. Letztendlich ist nur der optische Gesamteindruck gleich geblieben, sonst aber ist die Bergbahn eine vollkommene Neuentwicklung. Pöstlingbergbahn seit 1898
Die Eröffnung der Pöstlingbergbahn im Jahr 1898 erfolgte beinahe gleichzeitig mit dem generellen Siegeszug der elektrischen Straßenbahn. Vorher hatten Pferde schienengebundene öffentliche Transportmittel durch Linz gezogen. Eigentlich war die Trasse zum beliebten Ausflugsberg für Garnituren bestimmt, die mit Zahnrädern versehen waren. Mit 10,5 Prozent Steigung gilt sie nun als weltweit steilste „Adhäsionsbahn“. Anfangs waren die Waggons offen. Jene Modelle, die nun als „historisch“ bezeichnet werden, stammen aus den Fünfzigerjahren. Der Pöstlingberg ist als erstrangige Touristenattraktion der Stadt Linz bekannt. Er beherbergt eine Grottenbahn, flankiert von Märchenfiguren und – ebenfalls unterirdisch – ein Modell des Linzer Hauptplatzes.Allerdings fristet die Bahn mit ihrer Endstation im Randbereich des Stadtteils Urfahr beinahe ein Schattendasein.
Ab 2009 soll sie jedoch mit einer neuen Talstation direkt am Hauptplatz in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Die alten Garnituren entsprachen nicht dem Behinderten-Gleichstellungsgesetz, weshalb das neue Projekt gestartet werden musste. Thallemers Gruppe lieferte gleich zwei Konzepte, beide mit verschiedenen Varianten der Innengestaltung. Das Bundesdenkmalamt hat den Retrobahn-Waggons den Vorzug gegeben. Gleich vier davon sollen nun produziert werden – Einzelanfertigungen, die voraussichtlich jeweils 2,5 Millionen Euro kosten. Mit 17–19 Metern erreichen sie beinahe die doppelte Länge ihrer Vorgänger. Drei der älteren Wagen möchten die Stadt Linz und die LINZ AG nach vollendeter Modernisierung weiterhin in Betrieb halten.
Es ist erstaunlich, wie genau Thallemers Gruppe jede Einzelheit ausgearbeitet hat. Die Lüftung zum Beispiel soll durch Fugen zwischen Bauelementen aus verschiedenen Stoffen erfolgen. Damit kann es zu keinem Luftzug kommen.
Die Mitarbeiter analysierten auch das Verhalten der Passagiere in herkömmlichen Straßenbahnen. Zuerst empfahlen sie, die Türen in der Mitte der Garnitur nahe aneinander zu platzieren, um das schnelle Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Dann entwickelten sie unkonventionelle Konzepte, um die Bedürfnisse aller Fahrgäste zu befriedigen. Im mittleren Bereich entschieden sie sich für Sessel, die um 180 Grad gedreht werden können, damit Menschen leichter miteinander ins Gespräch kommen. An anderen Stellen bevorzugten sie aufklappbare Sitzreihen, um bei Bedarf Platz für Rollstühle oder Kinderwagen frei zu machen. Für die vorderen und hinteren Bereiche sahen sie fixe Sitzgelegenheiten entlang der Wände vor, Plätze in Türnähe vor allem für gehbehinderte Personen.
Aus einer enormen Anzahl von Skizzen kristallisierten sich zwei Gesamtentwürfe des Innenraums heraus. Diese sollen nun einander gegenüber gestellt und abgewogen werden, bis nach und nach ein optimales Endresultat erzielt werden kann. Thallemer, einst Stardesigner bei Porsche, weiß ganz genau, dass rasch getroffene Entscheidungen sich oft als fehlerhaft erweisen. Er ist daher bereit, die erforderliche Zeit zu investieren, um optimale Ergebnisse zu erreichen. Diese Liebe zum Detail kommt nun der Linzer Pöstlingbergbahn zugute. (Stephen Sokoloff, linz aktiv 181, S.85, 2006)

Auftraggeber/Kooperationspartner
LINZ AG, DI Walter Rathberger (Vorstandsmitglied)

Projektbetreuung
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Axel Thallemer, Leiter Industrial Design scionic®
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Martin Danzer, Leiter CAID

Projektdauer
April-Juni 2006
Kachelofen für ein Altersheim von Gabriele Gruber-Gisler.
Kachelofen für ein Altersheim von Gabriele Gruber-Gisler.
Credits: Industrial Design scionic®

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