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VORTRAG

SCHNITTSTELLE x 49

19. Mai 2020, 17.00 Uhr Online via Zoom

Zoom-Meeting beitreten: us02web.zoom.us
Meeting-ID: 883 2534 6648
Passwort: 123456 Die Abteilungen Fashion & Technology, Industrial Design und Visuelle Kommunikation laden zum Vortrag:

Design als dritte Wissenskultur

In der Nachkriegszeit prägte C.P Snow die These, dass die »zwei Kulturen« der Geistes- und Naturwissenschaften einander diametral und unvermittelt gegenüberstünden. Seine Rede, gehalten 1959 an der University of Cambridge, sowie die darauffolgenden Debatten gehören zu den populärsten, aber auch umstrittensten Beiträgen einer (westlichen) Wissensgeschichte der Nachkriegszeit. Weitaus weniger bekannt als die »zwei Kulturen«-Debatte ist hingegen eine wenige Jahre später daran anschließende Diskussion zu einer dritten Wissenskultur des Designs.

Der Vorschlag, Design als dritte Wissenskultur anzuerkennen, wurde in den 1970er Jahren unter anderem vom britischen Ingenieur und Designer Bruce Archer vorgebracht. Bezugnehmend auf Snows These bemängelte dieser, dass die Einteilung des universitären Wissens in eine erklärende und eine verstehende Tradition eine dritte Wissenstradition allzu lange vernachlässigt habe: Eine Tradition, die mit der Modellierung, der praktischen Hervorbringung und der Reflexion von materieller Kultur im weitesten Sinne zu tun habe, also mit Design.

In meinem Vortrag werde ich die historischen Debatten rund um die zwei resp. drei Kulturen des Wissens näher beleuchten und ausführen, wie sich diese Debatten der Nachkriegszeit auf unser gegenwärtiges Verständnis von Designforschung und -ausbildung ausgewirkt haben.

Kurzbiographie

Claudia Mareis ist Designerin und Kulturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt in Designtheorie und -geschichte. Seit 2013 ist sie Professorin an der Hochschule für Kunst und Gestaltung FHNW Basel, wo sie das Institut für Experimentelle Design- und Medienkulturen sowie das Critical Media Lab leitet.
Seit 2019 ist sie zusammen mit Wolfgang Schäffner, Peter Fratzl und Horst Bredekamp Sprecherin des Exzellenzclusters ›Matters of Activity. Image Space Material‹ an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Design als Wissenskultur, experimentelle Design- und Medienkulturen, Geschichte von Kreativitätsdiskursen und -techniken, Design und Krisenhaftigkeit.
Auswahl Publikationen: Design als Wissenskultur (Bielefeld 2011); Theorien des Designs. Zur Einführung (Hamburg 2014). Designing Thinking. Angewandte Imagination und Kreativität um 1960 (Herausgeberin, München 2016). Visuelle Zeitgestaltungen. Bildwelten des Wissens. Kunsthistorisches Jahrbuch für Bildkritik (Herausgeberin zusammen mit Claudia Blümle und Christof Windgätter, Berlin 2019), Entwerfen mit System (zusammen mit Michael Rottmann, Hamburg 2020).

Schnittstelle - erforscht Praxis
Im Rahmen der Gastvortragsreihe Schnittstelle liegt der Schwerpunkt im heurigen Jahr auf der Untersuchung verschiedener Positionen im Bereich von Designforschung und Design Theorie.