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Spuren kolonialer Gewalt in der Neuseeland-Sammlung des österreichischen Taxidermisten Andreas Reischek (1845–1902)

30. November 2021, 11.30 bis 13.00 Uhr ONLINE via Webex

Die Abteilung Kunstgeschichte und Kunsttheorie lädt im Rahmen des Seminars „Menschen Ausstellen“ zum Gastvortrag von Stefan Gassenbauer. Webex-Teilnahmelink nach Anmeldung unter jasmin.mersmann@ufg.at Während seines zwölfjährigen Aufenthalts (1877–1889) in Aotearoa (Neuseeland) sammelte Andreas Reischek neben ethnographischen und naturhistorischen Objekten auch einige Leichen und Knochenteile. Dabei hatte er keine ethischen Bedenken gegen Grabraub oder Diebstahl – wie so viele europäische Sammler*innen dieser Zeit. Im Glauben mit den indigenen Bewohner*innen Aotearoas, den Maori, ein sterbendes Volk vor sich zu haben, sah man sich dazu verpflichtet, dieses umfassend für die Nachwelt zu dokumentieren. Heute, da die Maori die Schrecken des direkten Kolonialismus überlebt haben und an der Wiederbelebung ihrer Identität und Kultur arbeiten, stellt sich die Frage, wie das Weltmuseum Wien bzw. das Naturhistorische Museum Wien mit den Sammlungen Reischeks umgehen sollen, ist doch mit dem Erwerb und der Ausstellung eine kontinuierliche Geschichte der rassistischen Gewalt und kulturellen Zerstörung verbunden.

Stefan Gassenbauer
Bachelorstudium Kunstwissenschaft und Philosophie an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz. Abschluss 2019 mit einer Arbeit über zwei Werke einer zeitgenössischen Künstlerin im Spannungsfeld von kolonialer Körperklassifikation und aktuellen Überwachungstechnologien: Von subversiven Masken und (un)ähnlichen Porträts. Heather Dewey-Hagborgs Kritik an reduktiven Identitätskonzepten. Anschließend Masterstudium Kunstwissenschaft an der KU mit einer laufenden Abschlussarbeit zu Andreas Reischek.

Andreas Reischek mit Expeditionsaussrüstung, um 1890, Studiofotografie, Weltmuseum Wien, Foto 51.564